Beitragvon Flatty » Do 20. Dez 2012, 01:09
„Ich wiederhole: Code 14 an der Grundschule. Habe verstanden.“ bestätigt Jack Ramsey den Funkspruch. Sein Partner hat bereits das Blaulicht und die Sirene eingeschaltet und war in Richtung Grundschule losgeschossen. Jack drehte sich in solchen Momenten regelmäßig der Magen um. Sein Partner, Diego Lamas, lebt jedoch genau für diese Augenblicke. Jack vermutet dass Diego in einem früheren Leben Rennfahrer gewesen sein musste. Die Leichtigkeit, mit der er den Wagen mit diesen brachialen Geschwindigkeiten durch die Stadt steuerte, wurde nur von seiner Ruhe übertroffen. Diego bog, mit quietschenden Reifen, in die Straße, wo sich die Grundschule befand, ein. Er hatte den Weg, für den jeder andere Streifenwagen zehn Minuten benötigt hätte, auf vier Minuten verkürzt. Diego bremste scharf und kam nur wenige Zentimeter vor einer Menschentraube zum stehen. Einige Passanten weichen erschrocken ein paar Schritte zurück. Jack springt aus dem Wagen und wühlt sich durch den Pulk „Polizei, würden sie bitte Platz machen. Danke.“ Die Menschenmasse scheint völlig unbeeindruckt davon, dass Jack ein Polizist ist der an den Ort des Geschehens vordringen will. Weiterhin drängen sich die Menschen um das Taxi. In diesen Momenten wünschte sich Jack, dass seine Dienstvorschriften es gestatten würden, ein paar Schüsse in die Luft abzugeben. Dies hatte noch jede starrköpfige Menschenansammlung auseinander getrieben. Er hat sich zum Wagen durchgekämpft und kann nun durch die Windschutzscheibe in das Innere des Fahrzeugs blicken. Ein weiteres schauderhaftes Bild brannte sich in sein Gehirn. Er hatte in seinen vielen Dienstjahren schon so viel gesehen, aber er konnte sich nie daran gewöhnen. „Der sitzt schon seit fünf Minuten so dort“ hörte er in seinem Rücken eine Frau „Wir haben versucht den Wagen zu öffnen und als dies nicht gelang, die Scheibe einzuschlagen. Beides war erfolglos. Ich befürchte der Mann ist bereits seit einigen Minuten tot.“ Jack zerrt an dem Türgriff, doch er kann die Tür nicht öffnen. Diego eilt bereits mit einer Brechstange herbei. Er holt aus und lässt die Brechstange auf das Seitenfenster niedersausen. Nichts. Er holt erneut aus und legt seine ganze Kraft in den Schlag, doch die Scheibe gibt nicht nach. Nach einigen Versuchen lässt er die Stange unter Keuchen sinken „Nichts zu machen.“ Jack nimmt Diego die Brechstange aus der Hand und versuchte es an der Heckscheibe. Einmal. Zweimal. Dreimal. Der Wagen scheint wie verhext zu sein, die Scheiben wollen einfach nicht zerbersten. Nach ein paar weiteren Versuchen, gab auch Jack es auf „Wir brauchen die Feuerwehr“ mit diesen Worten eilt Diego zurück zum Dienstwagen. Mit schweißnassem Gesicht geht Jack wieder um das Auto herum. Er betrachtet den Mann durch die Windschutzscheibe. Sein schmerzvoll verzerrtes Gesicht, war der einzige stumme Zeuge seiner Qualen beim Ringen um den tot. Seine blutrot und weit aufgerissenen Augen starren in die Leere, gerade so als hätte er dem Tod direkt in die Augen geblickt, kurz bevor er gekommen war ihn zu holen. Sein schlaffer, rechter Arm liegt über dem Lenkrad. Erst jetzt bemerkt Jack, dass der Zeigefinger der rechten Hand in eine Richtung zeigt und zwar in die gleiche Richtung, in den seine Augen starren. Jacks Instinkt meldet sich. Er schaut in die Richtung, konnte aber wegen der Menschenmasse nichts erkennen „Bitte gehen sie nach Hause, hier gibt es nichts weiter für sie zu sehen. Sie behindern einen Polizeieinsatz und dies kann zivilrechtlich Verfolgt werden.“ Die Menschenmasse löste sich langsam auf und Jack konnte sich in die Richtung vorkämpfen, in der der tote Taxifahrer zeigte. Als der Menschenpulk den Blick freigab, konnte er nur den Zaun der Grundschule erkennen. Was hatte er hier gesehen? Jack schritt weiter auf den Zaun zu. Seine innere Stimme sagt ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Zielstrebig, mit großen Schritten und der Hand an seiner Pistole geht er zum Zaun. Er wirft einen Blick über den Zaun und reisst seine Augen auf. „Diego“ ruft er seinem Partner zu „Ruf die Spurensicherung. Wir haben hier ein weiteres Problem“. Sein Blick wandert erneut über den Zaun. Dort liegt ein sorgfältig ausgebreitetes, mit Blut durchtränktes Mädchenkleid.
Folge nicht den Fußspuren der Meister. Suche, was sie gesucht haben.
Matsuo Munefus