Erfahrungen mit erstem eigenen Roman

[Jay]

Hallo zusammen,

wie der Eine oder die Andere vielleicht schon mitgrkriegt hat, bin ich aktuell am Überlegen, ob ich mich endlich mal an meinen ersten Roman wagen soll.

Darf ich fragen, wer von euch auch schon sein eigenes Romanprojekt/eigene Romanprojekte gestartet hat und welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt? Wie weit seid ihr gekommen? Was waren eure größten Schwierigkeiten? Was war das beste an eurem Projekt? Etc.

Wäre echt super, wenn hier vielleicht ein reger Austausch zusammenkommen würde.

Schöne Grüße
Jay

[Kaius]

Hey Jay,

na, ob hier ein reger Austausch zustande kommt, das sei mal dahingestellt. Schade, dass es hier so ruhig geworden ist.

Nun ja, ich bin gerade nach über 7 Jahren mit meinem Roman fertig geworden. Die lange Zeit liegt aber auch begründet in Ausbildung, Umzug, Renovierung, zwei Kinder bekommen, Todesfall, Hauskauf etc.
Doch ich kann nicht sämtliche Schuld auf externe Faktoren schieben.

Würde ich in der Zeit zurückreisen, dann würde ich dem Vergangenheits-Kai folgendes raten:

1. Bist du dir ganz, ganz sicher, schon so weit zu sein, einen Roman auf die Beine stellen zu können? Es ist mehr, als nur eine Kurzgeschichte. Da kommt was auf dich zu!
2. Hör auf mit dem Unsinn, einfach drauflos zu schreiben. Du bist nicht Stephen King! Dir fehlt die Übung! Also plane dein Buch richtig. Und wenn ich sage richtig, dann meine ich das auch so. Informiere dich, wie man das machen kann.
2a. Plane einen kurzen Roman! Nimm dir nicht gleich eine Trilogie vor, wenn du so etwas noch nie gemacht hast.
3. Schreibe re-gel-mä-ßig! Jeden Tag! Und wenn es nur eine Seite pro Tag ist, sonst wirs du nie(!) fertig. Das frustriert.
4. Hör auf, alle mit deinem "Roman" vollzuquatschen. Schreib einfach. Es ist zwar schön, sich selbst damit unter Druck zu setzen, indem mal allen bereits erzählt, was man da Tolles auf die Beine stellt, aber je länger es dauert, bis dein Buch fertig ist, desto unglaubwürdiger werden deine Prophezeiungen. Irgendwann glaubst du dir selber nicht mehr.
5. Bevor du mit einem neuen Kapitel (oder Absatz, Abschnitt, einer neuen Szene) anfängst, lies den vorher geschriebenen Teil auf Rechtschreib- und Grammatikfehler korrektur. Das erspart dir später wenigstens ein bisschen Arbeit, wenn es eigentlich um's Inhaltliche gehen soll.
6. Akzeptiere es einfach, dass deine erste (vielleicht auch zweite) Fassung richtig schlecht sein wird. Das gehört dazu.

So, dass waren Tipps, die ich mir geben würde. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen

Viele Grüße und viel Erfolg,

Kai

[Jay]

Hallo Kaius,

ich finde es auch schade, dass es hier so ruhig geworden ist, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Habe ich es richtig in Erinnerung, dass du einen Fantasyroman geschrieben hast? Und: Weißt du schon, wie es jetzt weiter geht? Ich meine, hast du das Buch nur für dich (deine Familie, Freunde und Bekannten) geschrieben, oder willst du versuchen es zu veröffentlichen?

Darf ich fragen, wie lange du dich schon mit dem Schreiben beschäftigt hast, bevor du deinen Roman angefangen hast und wie du das schreiben gelernt hast? Einfach durch Üben? Schreibratgeber? Ein Schreibkurs? Studium? Mehrere Sachen zusammen?

Mein Hauptproblem sind im Moment meine Selbstzweifel. So nach dem Motto: So viele haben es schon versucht und sind gescheitert. Warum sollst ausgerechnet du es schaffen?
Kennst du das Gefühl?

Versuche jetzt mal deine Tipps für den "Vergangenheits-Kai" für mich durch zu gehen:

1. Nein. (Siehe Hauptproblem.)
2. Erledigt. Ich glaube in der Theorie habe ich inzwischen ganz gut verstanden, wie man ein Buch schreibt.
2a. Eine Triologie? Um Gottes Willen! Ich bin ja schon froh, wenn ich ein Buch fertig kriege.
3. Dass das nicht hinhaut, weiß ich jetzt schon. Hab's schon oft versucht, aber irgendwie habe ich es nie über einen längeren Zeitraum geschafft.
4. Mach's im Moment gerade anders herum, in der Hoffnung, dass ich es vielleicht doch selbst glaube und endlich mal loslege.
5. Danke, guter Tipp, werd's mir merken.
6. Fürchte, wenn ich das jetzt schon akzeptiere fange ich (mit meinem Drang zum Perfektionismus) gar nicht erst an.

Eins würde mich dann aber doch noch interessieren: Wenn du dich anscheinend selbst nicht an deine Tipps gehalten hast, wie bist du dann bei deiner Triologie vorgegangen?

Muss jetzt Schluss machen, Akku vom Laptop gleich leer und Stromkabel im Moment nicht greifbar.

Bis bald!
Jay

[Kaius]

[Jay]

[Kaius]

[Jay]

[Kaius]

Hey,

wenn du willst, kann ich dir das Buch auch ausleihen. Schick mir deine Adresse und du kannst es haben. Allerdings ist es ziemlich vollgekritzelt.

Grüße,

Kai

[Jockel]

Hallöchen,

ist ja sehr interessant, welche Erfahrungen du gesammelt hast, Kaius.

Nachdem ich selbst einen Roman geschrieben habe (neben vielen Kurzgeschichten und Gedichten ...), andere lektoriert bzw. herausgegeben, möchte ich auch meine Erfahrungen berichten.

Ich glaube mittlerweile, dass es tatsächlich unterschiedliche Typen von Romanschreibern gibt, grob die, die einen Plot planen und die, die einfach anfangen, in die Geschichte so hineingezogenen werden, dass sie in ihnen lebt und sie sie dadurch auch zuende bekommen. Allerdings weiß ich bei letzteren, dass sie schon zu Beginn wissen, was der Schluss ist - also quasi auf ein Ziel zuschreiben. Zwischendurch oft aber einzelne Szenen zu Papier bringen, die erst am Schluss in eine logische Reihenfolge sich zusammenfügen. Doch diese Methode eignet sich, glaube ich, nur für Menschen, die nebenbei nicht viel anderes tun und so den Roman in einem Guss schreiben können.

Was auf jeden Fall meines Erachtens wichtig ist,dasss die Figuren in einem leben. Diese kann entweder vorher entwickeln und sich an sie heranschreiben, z. B. indem man Szenen zu ihnen schreibt, nur um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie handeln. In einem Schreibworkshop habe ich dies z. B. getan, indem ich meine Protagonistin habe in Speigel schauen lassen und über ihr Leben reflektieren. Da kam in sie hinein, wusste wie sie aussieht, sich selbst sieht und so weiter.

Da meine eigener Roman stark autobiografisch war, war die Geschichte, die ich erzählen wollte natürlich vorgegeben. Aber ich habe sie aus verschiedenen Perspektiven erzählt (personaler Erzähler) und so auch für mich noch mal die Geschichte anders wahrgenommen,eben nicht nur aus meiner eigenen Sicht. Sehr spannender Prozess. Insgesamt habe ich ca 3 bis 4 Monate gebraucht, ihn dann liegen gelassen und 1 Jahr später noch Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen. Qualitativ habe ich ihn nie beurteilt, weil ich ihn mittlerweile nicht mehr veröffentlichen will.

Was Rechtschreibung etc angeht, so habe ich das auch stets am Ende eines Kapitels gemacht.

Was das einfach anfangen angeht, kann ich Kaius nur zustimmen. Dabei ist es auch ganz egal was dabei rauskommt, man schreibt sich heran und wie gesagt, ich finde dies auch gut indem man sich intensiv mit den Figuren beschäftigt. Ich habe während des Schreibens, die Szene vor mir gesehen und gefühlt, was passiert und wie die einzelnen Personen reagieren. Wie geht es euch dabei, ähnlich?

So, vielleicht war ja noch was Interessantes für euch dabei.

Viele Grüße
Jockel

[Jay]